Gemeinsame Vereins-Software geht an den Start
RaiseNow und gettup gehen zusammen und bringen eine Vereins-Software für kleine und mittlere Organisationen heraus, die neben Buchhaltung und Mitgliederverwaltung auch Online-Spendenlösungen enthalten wird. Wir sprachen mit den Geschäftsführern Marco Zaugg (Bild rechts) von RaiseNow und Roland Weinzierl (Bild links) und Marcus Rost (Bild Mitte) von gettup über Online-Fundraising, die Herausforderung künstlicher Intelligenz und was Non-Profit- Organisationen jetzt tun können.
Wie entwickelt sich aktuell das Online Fundraising? Zufriedenstellend oder geht da noch mehr?
Marco Zaugg: Grundsätzlich entwickelt es sich gut. Der Trend zur Digitalisierung ist ja nach wie vor ungebremst. Und der wird auch weiter zunehmen. Es gibt es aber immer noch sehr viele Organisationen, die damit ihre Mühe haben. Durch AI, also künstliche Intelligenz, wird das sogar eher noch erschwert.
Warum erschwert?
Marco Zaugg: Ich denke viele Organisationen fragen sich: Was mache ich jetzt genau damit? Wie nutze ich AI? Ist AI sogar eine Gefahr für mich? Gibt es meine Organisation noch, wenn ich gar keine AI nutze? Habe ich einen Nachteil oder Vorteil, wenn ich beispielsweise Chatbots nutze, die Antworten auf meiner Website geben. Die Herausforderungen sind also groß und das digitale Fundraising ist immer noch anspruchsvoll. Je kleiner die Organisation, desto weniger Fachwissen ist da, desto schwieriger ist es die richtigen Entscheidungen zu treffen. Für uns als RaiseNow und auch für unsere Mitbewerber stellt sich die Frage anders: Die Technologie wird sich weiter rasant verändern. Die Frage ist, wie kann ich die beste Technologie zu den günstigsten Konditionen anbieten?
Marcus Rost: Ich glaube, wir sind noch mittendrin in der digitalen Transformation. Gerade im Fundraising der NGO. Wir haben da eine extreme demographische Schieflage. Die alten Generationen wachsen irgendwann aus der Spenderschaft raus. Die neuen Generationen kommen nach. Und die sind natürlich viel digitaler. Das heißt, die Organisationen müssen sich zwangsläufig auf digitales Fundraising umstellen, ganz klar.
Einfache Vereins-Software schafft digitale Teilhabe
Herausfordernd ist sicher auch die Finanzierung dieses Prozesses. Gerade für kleinere Organisationen scheint es ein echtes Problem zu sein, an diesen digitalen Prozessen teilzuhaben.
Marcus Rost: Absolut. Gerade die kleinen und wachsenden Organisationen brauchen dringend Instrumente, um den Herausforderungen irgendwie gerecht werden zu können. Übrigens auch in Fragen von Datenschutz oder Steuern. Auch fehlender Nachwuchs, der sich mit diesen digitalen Themen im Verein beschäftigt, ist ein Thema. Wir bei gettup haben uns ja gegründet um gerade die kleinen und mittleren Organisationen technisch zu unterstützen. Die genannten Probleme bekommen wir da oft gespiegelt. Nicht nur von Organisationen auch von Behörden. Vereine sollten nicht darüber nachdenken müssen, ob sie im Datenschutz etwas falsch machen. Keiner möchte sich auch vor dem Finanzamt wegen falscher Buchungen rechtfertigen müssen. Digitale Technologie kann hier helfen.
Das heißt, es braucht eine digitale, gut zu bedienende, sichere, aktuelle und günstige Vereins-Software. Schwierig das zu meistern.
Marcus Rost: Genau. Verwaltungsabläufe in den Organisationen sollen durch die Digitalisierung ja vereinfacht werden. Durch künstliche Intelligenz sehe ich eine Riesenchance, dass es in Zukunft sogar noch viel einfacher wird. Aber es muss auch beherrschbar sein. Trotzdem: auf analogem Weg kannst Du die ganzen Aufgaben in Zukunft nicht mehr stemmen. Und das ist auch unsere Herausforderung als Technologieanbieter.
Und das wollen RaiseNow und Gettup jetzt gemeinsam angehen? Wie kam es dazu.
Marco Zaugg: Das ist richtig. Gettup und RaiseNow gehen jetzt zusammen. Roland Weinzierl und Macus Rost als Eigner von gettup, werden an RaiseNow beteiligt sein und werden das Portfolio von gettup in der RaiseNow-Familie einbringen. Das sind auch Themen, die wir bei RaiseNow bisher so nicht hatten, Buchhaltung oder Mitglieder- und Spendenverwaltung zum Beispiel. Übrigens auch Marketing-Automation, die durch ein eigenes CRM aus der RaiseNow-Familie jetzt möglich wird.
Was bedeutet das für die gettup-Kunden?
Roland Weinzierl: Die erhalten jetzt Zugriff auf RaiseNow-Payment Technologie, können besser ins digitale Fundraising starten. Zum Beispiel können auch analoge Fundraising-Kanäle durch mit digitalen Technikelemente angereichert werden. Wie QR-Codes in Mailings, die direkt zu eigenen Spendenformularen führen. Denkbar sind auch Spenden-Events. Wo digital über Tablets gespendet werden kann, der Dank sofort digital kommt und die Person natürlich auch gleich mit ihrer Spende in der Datenbank steht. Alles in einem Prozess. Und ein Spendenbarometer zeigt es auf der Website an.
RaiseNow hatte ja bisher noch keine Datenbank-Software im Angebot.
Marco Zaugg: Ja, das ist richtig. Deshalb war ein Zusammengehen mit gettup für uns auch so spannend, weil das Programm sehr auf Gemeinnützigkeit fokussiert. Andererseits, die Zielgruppe kleinerer Organisation. Wir haben natürlich bisher schon Partnerschaften mit Salesforce, Microsoft, ANT Informatik, Creative Software und Co. Das ist unbestritten. Das bleibt auch so. Aber wir haben auch gemerkt, dass wir für die vielen kleinen Organisationen eine All-in-One-Lösung anbieten müssen, die super kostengünstig ist.
Start ohne Fixkosten
Was heißt super kostengünstig?
Marco Zaugg: Die kleinen Organisationen sollen mit RaiseNow-free und gettup-free ohne Fixkosten ein CRM aufbauen können. Auch ein Spendenformular mit verschiedenen Paymentlösungen wird integriert sein. Meiner Meinung nach sollte diese Technik fixkostenfrei jeder Organisation zugänglich sein und das schaffen wir nun auch. Wir müssen uns da an die Organisationsgröße und den Professionalisierungsgrad anpassen. Das ist etwas Neues am Markt, glaube ich. Gibt es so in der Form nicht, dass du dieses Gesamtpaket ohne Fixkosten bekommen kannst. Das ist ein super Start ins digitale Fundraising.
Gibt es eine Begrenzung für dieses Free Paket?
Marcus Rost: Unsere Messgröße ist hier die Anzahl der Kontakte Beim Free Tarif ist diese auf 250 Spendenkontakte begrenzt. Das heißt aber nicht, dass wir dann keine Spenden mehr zulassen, wenn die Grenze erreicht wird, sondern wir sind nach oben hin offen. Aber wir zeigen dann nur die 250 letzten Spenden an und alle anderen kann man dann, wenn man möchte im nächsten Tarif freischalten. Spendenaktion können ja auch plötzlich durch die Decke gehen.
Roland Weinzierl: Das Freemium Modell, hatten wir ja schon immer schon seit 2021 bei gettup. Dort hatten wir es dann von anderen Funktionen wie Buchhaltung und Finanzverwaltung abgegrenzt. Neu ist diese Kombination aus RaiseNow Free und gettup Free die einen wirklich sehr, sehr niederschwelliger Einstieg bietet.
Fixkosten free ist klar, aber bei Spenden fallen ja auch Kosten für Zahlungsanbieter an.
Marco Zaugg: Also theoretisch könnte die Organisation sogar ganz ohne diese Kosten auskommen, aber wie soll das gehen? Ganz einfach, weil die Plattformkosten, die bei RaiseNow etwas bei 2,5 % liegen, von den Spenderinnen und Spendern mit übernommen werden. Freiwillig natürlich. Da haben wir extrem gute Erfahrungen gemacht. Im Schnitt übernehmen in Deutschland 7 von 10 Personen diese Kosten mit. Hängt auch etwas davon ab, wie man die Frage stellt.
Also eine völlig kostenfreie Vereins-Software ist es also nicht?
Marco Zaugg: Nein, da sind wir ganz ehrlich. Aber gerade kleinere Organisationen schauen natürlich deutlich stärker auf ihre Fixkosten als auf variable Anteile. Denn wenn jemand spendet, kommt ja auch etwas aufs Konto. Da habe ich kein Problem damit, 2,5 Prozent von meiner Spende abzugeben. Aber fix 50 € bis 100 € im Monat bezahlen, ohne das was reinkommt, ist schon ein Problem. Bei großen Organisationen ist das andersherum. Darum haben wir zum Beispiel bei RaiseNow auch so ein flexibles Modell, das netto mehr Fixkosten hat aber plötzlich nur noch 0,5 % Plattformkosten. Lohnt sich aber nur, wenn Du regelmäßig Online-Fundraising-Aktionen fährst. Mit diesem Preis und der neuen Partnerschaft haben wir wirklich ein sehr, sehr starkes Angebot für alle Organisationen.
RaiseNow und gettup gehen zusammen
Was ist der Wunsch für diese Partnerschaft?
Marcus Rost: Wir befinden uns beim Thema Software in einem stark konsolidierenden Markt. Da ist es extrem wichtig Stärken und Ressourcen zu bündeln. Das war uns relativ früh klar. Die ersten Gespräche mit Marco (Zaugg) haben wir schon Ostern vor zwei Jahren geführt. Aus der ersten Kooperation ist nun ein Zusammenschluss geworden. Für uns der Perfect Match. Und wenn Sie nach dem Ziel fragen, ist natürlich ganz klar die Marktführerschaft in Deutschland und später im Dachraum zu erreichen und zu etablieren.
Marco Zaugg: Ich denke, wir reagieren da auch auf die stark wachsenden technologischen und gesellschaftlichen Anforderungen. Ältere Spender fallen perspektivisch weg. Neue Spender oder jüngere Spender zu akquirieren ist wahnsinnig aufwendig und da hat man auch noch nicht ganz den Dreh raus, wie man in der Spenderakquise vorgehen soll. Mit dieser Partnerschaft legen wir den Grundstein für den technologischen Teil. Jede Organisation, kann damit jetzt anfangen.
Roland Weinzierl: Mich freut es ehrlich gesagt, dass wir tausende Organisationen, jetzt befähigen können, den Schritt in die digitale Welt zu schaffen. Und da geht es eben nicht nur um digitales Fundraising, sondern darum sich komplett digital aufzustellen und seine Prozesse schneller, einfacher und sicherer zu machen. Die Kombination aus zwei bewährten Lösungen: RaiseNow Free und gettup Free ermöglicht ab sofort kleinen Organisationen ein vollständig integriertes System für digitales Fundraising und CRM – ohne Fixkosten für bis zu 250 Kontakte. Also eine ggünstgünstige Vereins-Software für den Einstieg.
Bild: Roland Weinzierl, Marcus Rost, Marco Zaugg (von links nach Rechts)/ RaiseNow
So kommt man an das neue Produkt: Interessierte Organisationen melden sich einfach bei RaiseNow Free und bei gettup Free an – die beiden Systeme lassen sich anschließend unkompliziert kombinieren. Eine technische Anleitung zur Integration von Raisenow in gettup hier.
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