Stiftungen und Sport – ein gutes Team
Sport begeistert Jung und Alt und hat ein enormes Potenzial für gesellschaftliches Engagement. Rund 2000 rechtsfähige Stiftungen bürgerlichen Rechts widmen sich diesem Bereich, wie man im Stiftungs-Report „Stark im Geben: Stiftungen im Sport“ des Bundesverbands Deutscher Stiftungen sehen kann.
Von Juliane Metzner
Erstmals nimmt der Themenreport die Landschaft der sportfördernden Stiftungen in den Blick. Er geht den Fragen nach, welche Rolle Stiftungen im Bereich Sport spielen, wie sie Sport fördern und nutzen und wie neue Stiftungen aus dem Umfeld des Sports die Stiftungslandschaft bereichern. Der Report steht kostenlos im Internet zur Verfügung.
Zahlen und Fakten
Gute Nachrichten für Fundraiser: Knapp zwei Drittel der Stiftungen mit Sportbezug sind fördernd tätig und unterstützen einzelne Vereine oder Sportlerinnen und Sportler in ihrer Region (65,9 %). Etwa ein Drittel ist sowohl fördernd als auch operativ tätig (28,7 %). Nur etwa fünf Prozent der sportfördernden Stiftungen setzen ausschließlich eigene Projekte um. Damit sind rein operativ tätige Stiftungen im Sport deutlich unterrepräsentiert im Vergleich zum Anteil aller rein operativ tätigen rechtsfähigen Stiftungen (18,2 %). Weniger gute Nachrichten: Die meisten sportfördernden Stiftungen (70,8 %) haben ein Kapital von unter einer Millionen Euro, nur knapp vier Prozent haben mehr als zehn Millionen Euro. Daraus lassen sich die fünf wichtigsten Erkenntnisse ziehen:
1. Sportförderung durch Stiftungen ist vielseitig
Stiftungen fördern Sport in vielen Facetten – sei es durch die Finanzierung von Sportausrüstung, durch Stipendien für erfolgreiche Athleten oder die Initiierung von Forschungsprojekten. Allerdings unterstützen bisher nur wenige sportfördernde Stiftungen Sport- und Bewegungsmöglichkeiten für Ältere. Und: Es wird vor allem der organisierte Sport in Vereinen gefördert, die Unterstützung von informellen Bewegungsangeboten ist eine Zukunftsaufgabe.
2. Sport ist attraktiv und ermöglicht Zugänge zu neuen Zielgruppen
Immer mehr Stiftungen, die sonst keine Berührungspunkte zum Sport haben, nutzen Sport als Mittel, um bestimmte Zielgruppen zu erreichen. Die Stiftung Weltbevölkerung hat beispielsweise die Erfahrung gemacht, dass Sport in der Entwicklungszusammenarbeit Zugänge zu Jugendlichen und Erwachsenen schafft, die den Austausch zu Themen wie Familienplanung, Verhütung und HIV ermöglichen.
3. Stiftungen entstehen auch aus dem Sport heraus
Neben Sportvereinen und -verbänden haben prominente Sportlerinnen und Sportler eigene Stiftungen errichtet. Diese nutzen Sport häufig als Zugang zu ihrer Hauptzielgruppe: Kinder und Jugendliche. Das Stiftungsengagement kommt weniger häufig dem Sport selbst zugute, vielmehr geht es um Bildung und Integration, Wertevermittlung oder Gewaltprävention.
4. Sport spielt Geld in Stiftungskassen
Zahlreiche Stiftungen nutzen den Sport als Fundraising-Instrument, indem sie beispielsweise Fußball-Benefizspiele veranstalten wie die Per Mertesacker Stiftung, zum Drachenboot Cup einladen wie die Michael Stich Stiftung oder Spendenläufe organisieren wie die Deutsche Kinderrheuma-Stiftung. Gerade die durch prominente Sportlerinnen und Sportler errichteten Stiftungen nutzen die Bekanntheit ihrer Stifterin oder ihres Stifters, um zusätzliche Gelder einzuwerben.
5. Stiftungen sind mehr als „nur“ Geldgeber
Sportfördernde Stiftungen unterstützen ihre Partner, zum Beispiel Vereine, in vielen Fällen mit mehr als „nur“ mit Geld. Sie helfen bei der Organisationsentwicklung, vermitteln Kontakte aus ihrem Netzwerk oder stehen beratend zur Seite. Dies geht entweder direkt über die persönliche Zusammenarbeit oder indirekt über konkrete Förderkriterien. Manche Stiftungen sind sich noch nicht dessen bewusst, dass sie neben finanziellen Mitteln auch anderes zu bieten haben. Für das Fundraising bei Stiftungen lohnt es, die Möglichkeiten, die über finanzielle Unterstützung hinausgehen, im Blick zu haben.
Foto: Dmitry/Fotolia
Juliane Metzner ist wissenschaftliche Referentin im Kompetenzzentrum Stiftungsforschung des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen. Sie verantwortet den jährlich erscheinenden StiftungsReport und ist Ansprechpartnerin für die Themen Projekttransfer und Wirkungsorientierung. Zudem betreut sie im Verband den Arbeitskreis Frauen und Stiftungen sowie das Forum Sport und Bewegung. Sie hat Skandinavistik, BWL und Politikwissenschaft in Berlin studiert.
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