Crowdlending-Kredite: Gut investieren gemäß Stiftungszweck

Crowdlending für kleine und mittlere Unternehmen
Bei kleinen und mittleren Unternehmen wird Crowdlending als Form der Finanzierung mmer beliebter.

Darum geht's: Fundraising, Crowdlending, KMU, Crowdfunding Monitor Schweiz

Die Digitalisierung der Finanzbranche macht es möglich: Crowdlending-Plattformen bündeln das Geld von Investoren zu Krediten für kleine und mittlere Unternehmen (KMU). Firmen können ihre Finanzierung diversifizieren, Stiftungen dem Tiefzinsumfeld entkommen – passend zu ihrem Stiftungszweck. In der Schweiz erfreut sich diese Form der Finanzierung immer größerer Beliebtheit.

Im Sommer 2016 machten sich drei Angestellte einer Softwarefirma selbstständig und gründeten in Winterthur das Unternehmen Swisspeers. Das Geschäftsmodell ihrer Firma lebt von der Digitalisierung und dem Internet: Sie vermittelt zwischen Kredit suchenden kleinen oder mittleren Unternehmen (KMU) und Rendite suchenden Anlegern. Auf der Internetseite schreiben Firmen ihre Kreditprojekte aus, und wenn sich genug Anleger finden, bündelt die Plattform das Geld und reicht es als Kredit an das KMU weiter.

Gewinn für beide Seiten

Crowdlending heisst das im Fachjargon, weil sich der Unternehmer sein Geld nicht bei einer Bank oder Einzelperson, sondern einer Gruppe Gleichgesinnter borgt. Der Vorgang basiert auf dem Vertrauen zwischen Partnern, die auf Augenhöhe miteinander umgehen, von gleich zu gleich oder englisch Peer to Peer. Die einen Peers haben Kapitalbedarf, die anderen Peers haben Anlagebedarf.

Im Idealfall ist das für beide Seiten ein Gewinn: Das Unternehmen kann seine Finanzierungsquellen diversifizieren und sich aus der Exklusivbeziehung mit der Hausbank lösen. Die Investoren können in Schweizer Franken festverzinslich anlegen und erhalten – bei höheren Risiken – wesentlich mehr Zins als auf einem Sparkonto oder bei Festgeldanlagen.

Beliebteste Form des Crowdlending

Die einzelnen Kreditprojekte spiegeln die Vielfalt der unternehmerischen Tätigkeit in der Schweiz. Ein Veloproduzent lässt sich die Erweiterung des Produktportfolios um Kinderräder vorfinanzieren. Eine Kinderkrippe erweitert ihr Angebot um einen Hort für die schulergänzende Tagesbetreuung. Im Gastrobereich wird die Eröffnung eines zusätzlichen Lokals finanziert, welches mit einem Arbeitsintegrationsprogramm arbeitslose Menschen rasch wieder ins Erwerbsleben eingliedert.

KMU-Kredite sind die beliebteste Form des Crowdlending und erfreuen sich in der Schweiz rasant wachsender Nachfrage. Das zeigt der „Crowdfunding Monitor Schweiz 2017“ vom Institut für Finanzdienstleistungen (IFZ) der Hochschule Luzern. So wurden 2016 total 55,1 Millionen Franken über das Crowdlending vermittelt, was beinahe das Sechsfache des Volumens von 2015 ist. Für das laufende Jahr rechnen die Luzerner Experten wieder mit starkem Wachstum: Der Gesamtmarkt soll um das Drei- bis Vierfache wachsen.

Viele KMU noch an Hausbank gebunden

Trotz der rasch zunehmenden Popularität ist der KMU-Kredit via Crowdlending aber noch ein Novum. Denn die meisten Schweizer KMU sind finanziell nach wie vor fest an ihre Hausbank gebunden. Über drei Viertel dieser Unternehmen haben höchstens zwei Bankbeziehungen und nur eine Kreditbeziehung. Vor allem aber nutzen rund 68 Prozent der total 580 000 Schweizer KMU gar keine Bankfinanzierung. Das zeigt die „Studie zur Finanzierung der KMU in der Schweiz 2016“, welche das Staatssekretariat für Wirtschaft SECO https://www.seco.admin.ch/seco/de/home.html vom Luzerner IFZ erstellen ließ.

Mit besseren Zinsen aus dem Tiefzinsumfeld

Wer als Anleger Geld in KMU-Kredite investieren möchte, kann damit dem aktuellen Tiefzinsumfeld entkommen. Weil KMU-Kredite höhere Risiken bergen als Sparbücher, gibt es deutlich bessere Zinsen. Anleger sind oft Privatpersonen, die sich ein Portfolio nach ihren persönlichen Präferenzen aufbauen, oder institutionelle Anleger wie Stiftungen, die gemäss Stiftungszweck in KMU-Kredite investieren. Mittlerweile investieren auch viele Unternehmer in KMU-Kredite und bringen so ihre Überliquidität direkt dahin, wo sie benötigt wird: zu ihren KMU-Kollegen mit Wachstumsprojekten.        

Text: Alwin Meyer
Foto: denisismagilov/AdobeStock

Der Artikel ist in der Ausgabe 1/2018 des Fundraiser-Magazins erschienen.

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