"Der #GivingTuesday steckt noch in den Kinderschuhen."

Darum geht‘s: #Givingtuesday, Spendenaktionen, NGO, Organisation, Ehrenamt

Nach etwas Verwirrung ist nun klar: Der Givingtuesday hat in Deutschland einen neuen Organisator gefunden. Thrive International e.V. heißt der neue Global Leader des Givingtuesday in Deutschland, der weltweit in über 100 Ländern am 3. Dezember 2019 stattfinden wird. Wir sprachen mit einer der Organisatorinnen, Theda Ockenga über den Tag des Gebens und seine Bedeutung für die hiesige Vereins- und Stiftungsszene.

Sie sind in große Fußstapfen getreten. Nach betterplace verantwortet ihr Verein Thrive International nun den deutschen Ableger der weltweiten #GivingTuesday-Bewegung. Wie kam es dazu?

Bei einem sehr offenen und ehrlichen Gespräch begleitet von leckerem Kaffee - natürlich Fairtrade :) Die beiden Vereine standen bereits die letzten Jahre im Austausch, da Thrive International seit 2015 eine #GivingTuesday Veranstaltung in München ausrichtet. Uns war es ein großes Anliegen, bei besagtem Treffen im Frühjahr diesen Jahres darüber zu sprechen, wie wir unterstützend tätig sein können, um die Bewegung nicht nur in München, sondern in ganz Deutschland bekannter zu machen. Angetan von unseren Erfahrungen und unserem Engagement, war die Frage schnell auf dem Tisch, ob wir die Global Leader Rolle für Deutschland nicht in Gänze übernehmen möchten - da bei betterplace der Fokus derzeit auf anderen Themen liegt. So wurde der Kontakt zu den weltweiten Koordinatoren hergestellt und der Übernahmeprozess in die Wege geleitet - und wir freuen uns sehr über die vielen spannenden Aufgaben und Chancen dieser Rolle.

Welche Erfahrungen hat Ihr Verein damit?

Thrive International e.V. hat 2015 die erste Veranstaltung ausgerichtet. Meine Kollegin Claudia Loewe war von Anfang an dabei, für mich ist es der zweite #GivingTuesday. Die erste Veranstaltung fand mit fünf Projekten und ca. 20 Gästen statt, und ist seitdem stetig gewachsen. Dieses Jahr sind ca. 30 Projekte und Partner an Bord und wir erwarten um die 400 Gäste. Seit nunmehr vier Jahren arbeiten wir daran, #GivingTuesday bekannter zu machen, lokale Projekte zu vernetzen und haben ihnen mit der Veranstaltung eine Plattform für mehr Sichtbarkeit und Reichweite geschaffen.

Gemeinsam mehr erreichen!

Was ist #GivingTuesday speziell für Sie?

Gemeinsam mehr erreichen! Also die Idee, dass wir mit vielen kleinen Taten unglaubliches erreichen können. In dem kurzen Video auf unserer Homepage erzähle ich von einem prägendes Erlebnis in meiner Kindheit, bei dem ich erfahren durfte wie viel bereits kleine Taten bewirken können. Wie bei einem Puzzle, bei dem jedes Puzzlestück dazu beiträgt dass ein großes Bild entsteht, so trägt jede kleine und große Tat des Gebens dazu bei, dass etwas großes und großartiges entsteht. #GivingTuesday ist für mich die Leinwand, auf der all dies passieren kann, die einen Anstoß gibt und die Plattform darstellt.

Welche Fundraising- oder Spendenerfahrungen haben Sie schon gemacht?

Als Förderverein haben wir weltweit und lokal verschiedenste Projekte umgesetzt und erfolgreich ausgegründet. Meine Kollegin Claudia Loewe hat beispielsweise ein Upcycling Projekt für die Philippinen ins Leben gerufen, ich habe ein Projekt für obdachlose Menschen in München - dabei spielen Spenden und Fundraising eine essenzielle Rolle. Neben unseren Erfahrungen haben wir uns als Förderverein viel mit diesen Themen auseinandergesetzt und erlebt, wieviel es bringt, sich zu verbinden und ein projektübergreifendes Netzwerk zu haben. Diese Erfahrung haben wir in die #GivingTuesday Veranstaltung einfließen lassen: wir wollen einer Vielzahl an lokalen Projekten und Initiativen eine Plattform geben, sich zu präsentieren - denn auch hier können wir alle gemeinsam mehr Aufmerksamkeit erzeugen, als wenn wir alle einzeln aufrufen. Zudem haben wir durch das globale Netzwerk den Input vieler Länder und Aktionen, dass wir weitergeben - in dem entstehenden Blog auf der Homepage, in Webinar Formaten (beispielsweise bei Haus des Stiftens), auf Veranstaltungen zu denen wir eingeladen werden und in den vielen Gesprächen die wir führen.

Wie sehen sie die Chancen mit solch einem Tag das Thema Spenden in die Köpfe der Menschen zu bekommen?

Der Fokus liegt für uns auf dem Thema Geben (=Giving), wovon Spenden ein Teil ist. Es gibt jedoch so viele verschiedene Arten des Gebens! Wir bekommen immer wieder die Rückmeldung, dass viele Menschen geben wollen, aber nicht wissen wie. Entweder sie wollen selbst aktiv werden oder bei Geldspenden wissen, wer hinter den Projekten, Vereinen, etc. steht. Auch zeigen erste Erhebungen zum #GivingTuesday, dass ein großer Prozentsatz auf mehrere Arten gibt - oftmals eine Kombination aus Geld- und Sach oder Geld- und Zeitspenden. Diese Information ändert für mich sehr viel in der Kommunikation von Seiten der NGOs, denn Spenden, egal ob Sach- Zeit, oder Geldspenden - sind ja letztendlich das “Tool”, mit dem wir ein Ziel erreichen wollen. Genau darum wollen wir nicht das Thema Spenden, sondern Geben in die Köpfe der Menschen bekommen - für das gemeinsame Erreichen eines Ziels, etwas (dazu-) zu geben.

Derzeit stecken wir in Deutschland noch in den Kinderschuhen.

Hat sich denn die Idee des #GivingTuesday in Deutschland schon etabliert?

Derzeit stecken wir in Deutschland noch in den Kinderschuhen und laufen die ersten Schritte. Erste Organisationen hatten bereits erfolgreiche #GivingTuesday Kampagnen wie beispielsweise SOS Kinderdörfer Weltweit. Wir sehen es derzeit als eine unserer größten Aufgaben an, die Bekanntheit und Reichweite der Bewegung zu steigern und dazu aufzufordern, daran teilzunehmen. Denn mitmachen ist einfach und das schönste ist: je mehr mitmachen, umso mehr profitieren alle davon! Wie leicht ist es für NGOs beim GT mitzumachen? Was sollte man beachten? Sehr leicht, denn jeder kann auf seine Art und Weise bei dieser offenen weltweiten Bewegung mitmachen! Angefangen von einem Social Media Post mit #GivingTuesdayDE, in dem kommuniziert wird, um welches NGO es sich handelt, bis hin zu Kampagnen, Veranstaltungen, etc. - es gibt unzählige Möglichkeiten. Weitere Infos gibt es auf unserer Homepage www.givingtuesday.de - bei Fragen kann man uns auch gerne jederzeit kontaktieren. Jeder kann den #GivingTuesday für sich übersetzen - es gibt nur eine einzige Restriktion: damit der #GivingTuesday eine offene und freie Bewegung bleibt, muss das Logo immer für sich stehen - aus dem ganz einfachen Grund, dass es nirgendwo auf der Welt mit einem NGO, Unternehmen, etc assoziiert werden kann, sondern unabhängig bleibt. Das Logo und andere Materialien stellen wir natürlich sehr gerne zur Verfügung.

Geplant sind auch GT-Events in München und Frankfurt. Was hat es damit auf sich.

Wir sehen einen sehr großen Mehrwert in den #GivingTuesday Events, vor allem für kleine lokale Projekte und Initiativen, um dort gemeinsam mehr Aufmerksamkeit zu erzeugen. Daher haben wir eine Art White Paper mit unseren Erfahrungen aus München erstellt und sind damit an Partner wie das Social Impact Lab herangetreten, mit der Frage, ob diese nicht ein #GivingTuesday Event in anderen Städten umsetzen möchten. Frankfurt hat direkt mit der Umsetzung begonnen, Hamburg und Berlin befinden sich derzeit auch in der Planung. Zudem kommen nun auch andere Organisationen hinzu, sodass beispielsweise auch in Ludwigsburg an einem #GivingTuesday Event geplant wird.

Welche Hoffnung haben Sie für den 3. Dezember 2019?

Stellen Sie sich vor, dass an einem Tag jeder Mensch auf der Welt etwas Gutes tut und gibt. Dann ergibt dies an einem einzelnen Tag 7,7 Milliarden gute Taten, ich kriege Gänsehaut, wenn ich mir das nur vorstelle! Und auch wenn das noch Zukunftsmusik ist, hoffe ich, dass wir dieses Jahr die Anzahl an Menschen, die sich beteiligen, deutlich erhöhen können. Mit den vielen neuen Ländern, die dieses Jahr der Bewegung beigetreten sind, wird der #GivingTuesday 2019 auf jeden Fall weiter wachsen. Für Deutschland wünsche ich mir, dass nach dem 3. Dezember 2019 jeder, den wir auf der Straße befragen, die Bewegung kennt und davon gehört hat. Damit wir uns im kommenden Jahr ganz auf die Aktionen konzentrieren können und NGOs die Bewegung ganz ohne weitere Erklärungen für ihre Kommunikation erfolgreich nutzen können. Jeder der mitmacht, hilft uns und allen dies zu ermöglichen!

Text: MD, Foto: Theda Ockenga

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