Warum Menschen spenden
Vor drei Jahren schrieb Kai Fischer netterweise eine ausführliche Rezension zu einem Buch von mir. Nun schreibe ich – sehr gerne – eine Rezension zu seiner frisch veröffentlichten Dissertation „Warum Menschen spenden“. Warum ich das tue, erfahre ich gleich auf den ersten Seiten seines Buches: Menschen haben im Laufe ihrer Entwicklung ein raffiniertes soziales Instrument entwickelt: Geschenke! Oder allgemeiner: Gaben. Diese definieren sich durch den Dreischritt: Geben, Nehmen und Zurückgeben.
In der Literatur herrschen zwei Theorien vor, um Spendenverhalten zu erklären. Die psychologische Theorie sucht nach Motiven des Spendens – und findet sie unter anderem in angeborenem Altruismus und eigennützigen Beweggründen. Die ökonomische Theorie sieht Spenden als Tauschgeschäft an, bei dem alle Partner ihren Nutzen maximieren.
Kai Fischer stellt diesen beiden Theorien nun eine dritte, nämlich soziologische, Theorie zur Seite: Spenden als Gaben, die insbesondere einen Zweck verfolgen: zwischenmenschliche Beziehungen aufzubauen und zu stabilisieren. Aus dieser neuen Perspektive auf das Verhalten von Spendern leitet der Autor eine sehr überzeugende Handlungsempfehlung für Spendenorganisationen ab: Statt punktuelles Spenden zu optimieren, sollten NGOs Spendern Gemeinschaftsangebote machen. In „wir“ denken – und damit auch den Spender meinen. Die Gabe-Theorie kann – ebenso wie die anderen Theorien – Spenden und Fundraising nicht vollständig erklären. Aber sie liefert einen wichtigen neuen Baustein. Und das macht Kai Fischers Dissertation so lesenswert.
Christian Gahrmann
Kai Fischer. Warum Menschen spenden. Ein Beitrag zur Gabe-theoretischen Fundierung des Fundraisings
Mission-Based Verlag 2015. 340 Seiten. ISBN: 9783981745702
[D] 39,95 €, [A] 39,95 €, 52,00 CHF