NGOs und Medien
Eine wissenschaftliche Arbeit ist per se keine Handlungsanleitung für Praktiker, sondern eher eine Zustandsbeschreibung. Tina Bieth versucht den Einfluss der Public Relations von Non-Profit-Organisationen aus dem Bereich der Entwicklungszusammenarbeit auf die Medien zu ergründen und welche Wirkung die Arbeitsweise der Journalisten auf die Professionalisierung der Non-Profit-PR hat. Dabei kommt nach qualitativen Befragungen einiges zu Tage: etwa eine zunehmende inhaltliche Verflachung und Entpolitisierung der Berichterstattung, die nicht nur an den fehlenden Ressourcen der Journalisten, sondern auch an der Anpassung der NPO-PR an die journalistische Arbeitspraxis liegt, etwa der Anpassung an die aktuelle Medienagenda oder den Trend, Themen zu personalisieren um sie so für den Leser packender zu gestalten. Der Druck für die NGOs mit wenig Geld viel erreichen zu müssen, also Hauptsache in den Medien dabei zu sein und dort transparent aufzutreten, wird gerade von den großen befragten Organisationen selbstkritisch eingeräumt. Das die Öffentlichkeitsarbeiter das Thema „Fundraising“ eher über Merchandising und Spendenaufrufe als über Beziehungsarbeit definieren, überrascht dann doch.
Insgesamt eine sehr umfassende wissenschaftliche Analyse des Verhältnisses von Journalisten und den PR-Verantwortlichen gemeinnütziger Organisationen, das für den medienpolitischen Umgang mit Themen der Entwicklungszusammenarbeit aber auch für die Professionalisierung der Public Relation von Non-Profit-Organisationen wichtige Anstöße geben kann.
Kurt Manus
Tina Bieth: NGOs und Medien. Eine empirische Studie zum Verhältnis von Public Relations und Journalismus. Springer VS 2012. 310 Seiten. ISBN: 9783531193489. 39,95 €.