Fairarscht
Sina Trinkwalder – Social-Textilunternehmerin, Bundesverdienstkreuzträgerin und ausgezeichnet mit dem Deutschen Fairness-Preis – sagt, was gesagt werden muss: Dass Fairtrade überhaupt nicht fair ist! Dass manch idyllischer Bio-Kleinbetrieb riesigen Food-Konzernen gehört! Und dass „Made in Europe“ auch nur Etikettenschwindel ist!
In ihrem Buch „Fairarscht – Wie Wirtschaft und Handel die Kunden für dumm verkaufen“ klärt die Autorin uns Verbraucher auf über Greenwashing im großen Stil. Das tut sie unaufgeregt und sachlich, zeigt immer beide Seiten der Medaille und stellt Zusammenhänge her, die manchem Siegel-Inhaber nicht gefallen dürften. So wird beispielsweise erklärt, dass seit 2011 der Anteil an fair gehandelten Zutaten, die in einem Produkt stecken müssen, um das Fairtrade-Siegel zu erhalten, nur noch 20 (!) Prozent beträgt. Und mit dem sogenannten Mengenausgleich kann der faire Anteil sogar noch weiter abgesenkt werden.
Einen Grund für das „Hochzüchten an Fairtrade-zertifizierten Rohstoffen“ sieht Sina Trinkwalder auch in der „Geschäftstüchtigkeit von NGOs“. Sie belegt an Beispielen, wie durchfinanzierte Projekte in der Entwicklungshilfe einer echten wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit den Rohstofferzeugern entgegenstehen. „Wirtschaft auf Augenhöhe benötigt keine Hilfsorganisation als Mittler“, ist ihre Meinung. Von den „fairen“ Arbeitsbedingungen in den Herstellerländern ganz zu schweigen …
Was tun? Dieser Frage ist das Schlusskapitel gewidmet unter der Überschrift „Was wir nicht ändern, wird sich nicht ändern (Und ,wir‘ sind wir alle.)“. Wir Konsumenten sind nicht machtlos, müssen aber „aufhören, vorgefertigten Meinungen, die meist dem Interesse einzelner Gruppen dienen, Glauben zu schenken“.
Daniela Münster
Sina Trinkwalder. Fairarscht – Wie Wirtschaft und Handel die Kunden für dumm verkaufen
Verlag Droemer Knaur 2016. 208 Seiten
ISBN: 978-3-4267-8794-6. [D] 12,99 €, [A] 13,40 €, CHF 18,15