Crowdfunding für den friedlichen Widerstand
Es steht nicht sonderlich gut um die Spendenbereitschaft für Syrien, doch eine kleine Plattform aus Leipzig leistet Widerstand: „Adopt a Revolution“. Ihre Devise: Kampagnen vor Ort starten und die Sprengkraft des Internets nutzen, um die Revolution und den friedlichen Widerstand in Syrien zu unterstützen.
Von Paul Stadelhofer
Das kleine Netzwerk um die Crowdfunding-Plattform Adoptrevolution.org unterstützt die Aktivistennetzwerke aus Syrien, die sich explizit für den unbewaffneten Widerstand stark machen: Sei es mit Plakaten; Digitalkamerias, internetfähigen Rechnern, verschlüsselten Verbindungen oder Wohnungen im Untergrund.
1900 Spender hat „Adopt a Revolution“ seit Dezember 2011 für Syrien gefunden. 450 von ihnen tragen monatlich zur Arbeit der sogenannten Kommitees bei, von denen über 30 auf der Plattform „adoptiert“ werden können. Sie dokumentieren mit den gespendeten Mitteln die Menschenrechtsverletzungen vor Ort, engagieren sich gegen die Regierung Baschar al Assads und erstatten ihren „Paten“ gegenüber alle sechs bis acht Wochen Bericht.
10 000 Euro hatte die Plattform als Zuschuss von der Bewegungsstiftung erhalten und 5 000 Euro hinterlegte die Stiftung als Ausfallbürgschaft. „Mit dieser Starthilfe wurden bislang 250 000 Euro an Spenden gesammelt“, sagt Andre Find, einer der Betreiber von „Adopt a revolution“. „Der größte Teil der regelmäßigen Spenden ist noch im Dezember 2011 und im Januar 2012 eingerichtet worden. Rund 80 Prozent der regelmäßigen Spenden stehen seit dem ersten Quartal 2012. Seitdem hat der Anteil der einmaligen Spenden deutlich zugenommen, wobei die Spendenbereitschaft insgesamt für Syrien nachgelassen hat.“
Zielgruppe der bisherigen Kampagne war vor allem die deutsche Mittelschicht, erklärt der Politikwissenschaftler: „Die Motivation, die wir häufig zu hören bekommen, ist, den politischen Wandel in Syrien direkt zu unterstützen und nicht, wie das bei vielen klassisch humanitär arbeitenden Organisationen ist, nur die Folgen der Auseinandersetzungen abzumildern. Hier sehen wir häufig einen Unterschied zu den arabischen, syrischen und kurdischen Spenderinnen und Spendern, die stärker nach humanitären Aspekten fragen.“
Unabhängig von Faktoren wie dem Beschreibungstext des zu fördernden Kommitees bemerke er auch, dass die Berichterstattung über Syrien Einfluss auf die Spendenbereitschaft nehme, sagt Find: „Die zunehmende Militarisierung macht es für uns schwieriger, den unbewaffneten Protest gegen die Assad-Diktatur plausibel zu bewerben.“
Ein Kriterium dafür, über „Adopt a Revolution“ Förderung erhalten zu können, sei die Zugehörigkeit zu einem Aktivistennetzwerk, das den bewaffneten Kampf ablehne, sagt Finder. Die Kontrolle der sachgemäßen Verwendung der Spenden soll über die Berichte der Kommitees und über deren Kontrolle durch die Netzwerke vor Ort gewährleistet werden. Darüber hinaus erhält „Adopt a revolution“ regelmäßig Quittungen aus Syrien, mit denen die Plattform auch dem Finanzamt in Deutschland gegenüber nachweist, wie die Gelder eingesetzt wurden, sagt Find.