Vögel-Versteher Fabian F. Fröhlich macht Charity

Neulich war ich zum ersten Mal bei einem Charity-Dinner. Eine gute Freundin – nicht meine Freundin! – bat mich, sie zu begleiten. Leider hatte ich an dem Abend Redaktionsdienst, aber meine Chefin hat mich extra freigestellt. Dankeschön auch, und dabei heißt es immer, die Frauen wären empathischer. Drücken gilt nicht, war die Devise, es ist doch für den guten Zweck.

Na und es stimmt ja auch: Gutes tun muss weh tun. Letzten Sommer haben sich alle Eiswürfel übern Kopf geschüttet, was ist dagegen ein Abend mit Ober­studien­direktor Doktor Wichtigtuer und seiner Gattin, der Schönheitskönigin – um nur zwei der unglaublich netten Leute zu nennen, die mit uns am Tisch saßen und aßen. Mögen Sie Loriot? Dann kennen Sie ja die Familie Hoppenstedt. So ähnlich, aber in Prada, Gucci und Co.

Meine zentrale Frage: „Wofür essen wir denn eigentlich?“, beantwortete sich schon auf einem Plakat am Eingang. Ein stadtbekannter Sternekoch würde uns allen ein exquisites Menü offerieren: gegen den Hunger in Afrika. Regionale Produkte, nachhaltig und so … „Möhren für Mohren“ hörte ich hinter mir eine Altherrenstimme. Der Komiker himself saß später natürlich ausgerechnet an unserem Tisch – Murphys Gesetz gilt eben überall.

Vier Stunden, fünf Gänge, zehn lange Reden. „Für weitere Danksagungen übergebe ich das Wort an den geschätzten Professor …“ Der große Vorteil von Spon­soren­ansprachen ist: Man kann interessiert gucken, derweil unterm Tischtuch die neuesten Tweets auf dem Handy checken und muss keinen Small-Talk mit den Hoppenstedts pflegen: „Hach es wird Frühling, die Vögel kommen aus Afrika zurück.“ Und noch bevor der Komiker ansetzen kann: „Die wissen schon warum!“, gehe ich mal eine rauchen.

Draußen auch das Vogelthema. „Es ist ja erwiesen, dass Vögel in der Stadt lauter singen als gewöhnlich, um sich akustisch durchzusetzen“, weiß eine Dame zu berichten, deren Frisur ein gutes Vogelnest abgeben würde. „Seit einiger Zeit ist auch bekannt, dass viele Vogelarten Klingeltöne imitieren und in ihren Gesang mit einbauen“, ergänzt so ein nerdiger Jungspund, offenbar ihr Sohn oder ihr Lover. „Wozu?“, fragt Frau Vogelnest. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass die was da­von haben.“ Jetzt schlägt meine Stunde: „Ach, vielleicht kriegen die ja Geld da­für. Für jeden Artgenossen, der reagiert, einen festen Betrag. So wie bei Google Adwords“, werfe ich ein.

Zurück bei der illustren Tischgesellschaft poste ich Folgendes auf Facebook: „Google hat jetzt auch die Vögel gekapert #AdwordsfuerAmseln.“ Die ersten Kommentare lassen nicht lange auf sich warten, sogar Bibelzitate: „Sehet die Vögel unter dem Himmel an: Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater nährt sie doch. Der himmlische Vater heißt Google“, schreibt jemand. OMG! Der alte Hoppenstedt ist auch online.
Es wird Zeit zu gehen, ich habe Hunger und um 24 Uhr macht McDonald’s zu.

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