Spender Fabian F. Fröhlich darf keinen Sex haben

Freuen Sie sich auch schon auf das neue Jahr? Gute Vorsätze oder wenigstens Urlaubspläne? Einigen Franzosen dürfte es da anders gehen. Denn irgendjemand Schlaues ausgerechnet aus dem Gesundheitsministerium hat sich hingesetzt und nachgedacht. Und jetzt sieht es eben so aus, dass ab kommendem Jahr manche Franzosen keinen Sex mehr haben dürfen. Zumindest wurde das offiziell beschlossen. Ich will mal versuchen, Ihnen das zu erklären. Sie werden gleich sehen, worauf es hinaus läuft. Das ist nämlich cleverer, als es auf den ersten Blick wirkt.

Bekanntlich wird der Spenden-Kuchen ja nicht größer. Und: Immer weniger Menschen spenden. Also bemühen wir uns alle mit möglichst ungewöhnlichen Aktionen um Spendermotivation und Neuspendergewinnung und mittels langfristiger Projekte um Spenderbindung. Da wir natürlich auch noch beständig das Spendervertrauen im Blick haben, gehen wir gewissenhaft mit den Spenden unserer geschätzten Spender um. Soweit alles klar, oder? Des weiteren gilt es, bürgerschaftliches Engagement zu fördern. Und dort finden sich ja auch das Bemühen um Gleichberechtigung und der Kampf gegen Diskriminierung. Klingt alles sehr schön.

Jetzt wird es aber konkret. Auch in Frankreich steht es um Blutkonserven nicht so glänzend. Da müsste eigentlich mehr drin sein. Nur ist es ja eben so, dass nicht jeder Blut spenden darf. Schwule dürfen das zum Beispiel nicht. Ich weiß, das ist auch in Österreich, der Schweiz und Deutschland der Fall. Nur ist man in Frankreich jetzt eben schon einen Schritt weiter.

Nieder mit der Diskriminierung! Égalité! Ab kommendem Jahr dürfen in Frank­reich auch Schwule Blut spenden. Aber nur unter bestimmten Be­din­gun­gen. Und da kommen eben die obigen Fundraising-Instrumente ins Spiel.

Spendermotivation: Schwule dürfen nur dann Blut spenden, wenn sie mindestens ein Jahr lang keinen Sex hatten, auch keinen geschützten. Basta! Sie lachen? Lachen Sie mal vorsichtig und lesen Sie weiter. Was dabei doch ganz deutlich wird, ist Folgendes: Der Ansatz zeigt, wie hoch die einzelne Blutspende geschätzt wird! Das ist eine geniale Aktion! Die Blutspenden werden fließen, und keiner fühlt sich mehr diskriminiert. Zumindest in diesem Zusammenhang. Und einen schönen Nebeneffekt hat das auch noch! Die promisken Hallodri werden endlich mal diszipliniert. Schwuler Sex ist ja eh bäh.

So. Die Spenderbindung ist also auch schon mit drin. Und das Spenderver­trauen? Hm … Sagen wir es doch einfach so: Die meinen es doch nur gut mit den sexuellen Risikogruppen. Kontrollinstrument? Ach, Quatsch.
Aber Kontrolle ist trotzdem ein Stichwort. Wenn ich mich jetzt diesem hehren Ziel anschließen wollte, wie zur Hölle weise ich meine Enthaltsamkeit nach? Darüber wird bislang geschwiegen. Ich glaub, ich geh mir jetzt einfach ein Tagebuch kaufen. Und ’ne Packung Kondome.

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