3. Zürcher Stiftungsrechtstag – Stiftung und Familie

Der 3. Zürcher Stiftungsrechtstag lockte am 13. Juni 2014 mehr als 180 Teilnehmer aus dem In- und Ausland in die Aula der Universität Zürich. Unter der Leitung von Prof. Dr. Domini-que Jakob referierte und diskutierte eine internationale Expertenrunde die Schattierungen des Themas „Stiftung und Familie“.

Zeichnete sich diese Thematik schon immer durch vielschichtig verwobene Ebenen aus, ge-winnt sie in letzter Zeit nochmals an neuen Perspektiven und Wertungen. Denn es geht viel-fach nicht mehr nur um familiäre Vermögens- und Nachfolgeplanung oder familiengeprägte (gemeinnützige oder privatnützige) Stiftungen, sondern auch um familiäre Strategien, Werte, Integration, Verantwortung, Nachhaltigkeit und Governance. Hierfür legte Gastredner Dr. Gerhard Schwarz, Direktor der liberalen Denkfabrik Avenir Suisse, mit seinem Vortrag zum Spannungsfeld von „Vermögen, Freiheit und Verantwortung“ den wertebasierten Unterbau, auf den im Verlauf der Tagung häufig Bezug genommen wurde.

Der erste Themenblock setzte den Schwerpunkt auf Familie und Philanthropie. Die einleiten-den Worte spendete Prof. Dr. Georg von Schnurbein, der einen Überblick über die neuesten Zahlen und Entwicklungen im Stiftungssektor bot. Ausgehend von der noch jungen Erkennt-nis, welch tragende Rolle die Philanthropie in einem dynamischen und generationenübergrei-fenden Familienverbund spielen kann, arbeiteten Tina Wüstemann und Daniel Bader die Möglichkeiten der Familienpartizipation bei gemeinnützigen Stiftungen heraus.
Im Anschluss diskutierte Prof. Dominique Jakob mit Dr. Lukas Richterich (Fachpsychologe für Familientherapie sowie Verwaltungsratspräsident der Ricola Familienholdung und Präsi-dent der beiden familienverbundenen gemeinnützigen Stiftungen), Isabella Gräfin Thun (aus der Familie der Fugger in der 18. Generation) sowie den beiden international erfahrenen Bera-tern Etienne Eichenberger und Patrick Frick darüber, welche modernen Modelle und Ansätze für Philanthropie im Familienkontext gelebt und mit Blick auf wirkungsvollere Effekte gestal-tet werden können.

Der zweite Themenblock widmete sich der generationenübergreifenden Strukturierung von Familienvermögen im heutigen Umfeld – auch jenseits philanthropischer Anliegen ein an-spruchsvolles Unterfangen, dem nicht selten mit klassischen, aber auch mit Familienstiftungen begegnet wird. Die Schweizer Gerichte halten die Familienstiftung indes derart klein, dass letztere nach Meinung vieler zu einem unbrauchbaren Vehikel verkommen ist. Vor diesem Hintergrund befragte Dominique Jakob die stiftungsrechtliche Dogmatik, ob sich Ansätze für die Zukunft des Schweizer Stiftungsrechts sowie der Familienstiftung gewinnen lassen. Im Anschluss diskutierte Jakob mit Prof. Dr. Andrea Opel, Dr. Goran Studen und Lukas von Orelli die große Frage, ob die Schweizer Familienstiftung noch zu retten ist oder ob nicht vielmehr de lege ferenda über ein eigenständiges Rechtsinstitut nachgedacht werden sollte, das die privatnützige Vermögensplanung in Zukunft rechtssicher zu garantieren versteht.

Da die diskutierten Phänomene nicht an den nationalen Grenzen halt machen, nahm Dr. And-reas Richter (Berlin) Rechtsformen für Familienvermögen und -unternehmen aus internationa-ler Perspektive in den Fokus. Richter warnte vor einer „Überhöhung der Stiftungsform“ und wies darauf hin, dass für die private Unternehmens- und Vermögensnachfolge eine Familien-kapitalgesellschaft das geeignetere Rechtsgefäß darstellen könne. Prof. Dr. Francesco A. Schurr (Vaduz) ergänzte den grenzüberschreitenden Blick aus der Perspektive liechtenstei-nischer Vermögensstrukturen. Unter der Moderation von Dr. Manuel Liatowitsch schliesslich diskutierten die Vorgenannten zusammen mit den internationalen Hochkarätern Stephen Fern (Jersey) und Basil Zirinis (London/New York) das Thema „Keeping the peace: Governance and succession in (multinational) family wealth and family businesses“. Spätestens zu diesem Zeitpunkt hatte sich die Tagung zu einer Plattform entwickelt, die es den aus verschiedensten Sektoren und Positionen stammenden Teilnehmern ermöglichte, die diskutierten Themen in einen konstruktiven Dialog zu vereinen.

Wie immer werden die Referate in einem Tagungsband zusammengefasst, welcher Ende 2014 erscheint.

Quelle: Zentrum für Stiftungsrecht an der Universität Zürich

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