Rudolf Streuli: Berge sind für die Schweizer die Wurzeln ihrer Kultur

Rudolf Streuli

Rudolf Streuli arbeitet seit sieben Jahren für die Schweizer Berghilfe. Er ist verantwortlich für den Bereich Spenden und betreut hauptsächlich institutionelle Spender. Im Interview mit Gabriela D’Hondt von Nonprocons spricht er darüber, wie die Schweizer Berghilfe Spender überzeugt, über Endspurts im Dezember und Druck im Fundraising.

Herr Streuli, was macht gutes Fundraising für Sie aus?

Die Voraussetzung für erfolgreiches Fundraising ist die Reputation einer Organisation. Die Glaubwürdigkeit und das Vertrauen in eine Organisation legen die Basis für gutes – und somit für erfolgreiches Fundraising.
Zweitens müssen Sie Ihr Handwerk beherrschen. Für Gesuche an Stiftungen und Organisationen bedeutet das zum Beispiel, dass wir unsere Projekteingaben individuell ausarbeiten. Dazu sind genaue Kenntnisse der verschiedene Anforderungen und Bedürfnisse einer jeden Stiftung nötig. Das betrifft etwa die Höhe der angefragten Summe, formale Aspekte oder der richtige Zeitpunkt für die Eingabe.

Was ist ihr persönliches Geheimnis?

Geheimnisse haben wir keine. Was einen Unterschied machen kann, ist die Haltung:
Ich spreche deshalb immer von Spenden-Einladung und nicht von Aufforderung.Für mich ist es wichtig, dass der potenzielle Spender sich wirklich frei fühlt, die Berghilfe zu unterstützen oder auch nicht. Nur aus überzeugten Spendern werden langfristige Spender oder sogar Partner. Das gilt für alle, von der kleinsten bis zur grössten Spenderin.

Was heisst das umgesetzt?

Auf keinen Fall würden wir so etwas kommunizieren wie: „Ohne dich geht es nicht, sonst geht die Welt unter!“ Wir machen bei der Berghilfe nicht auf Herzschmerz sondern wir schildern ein Problem und zeigen die Lösung dazu. Wer sich angesprochen fühlt, partizipiert an Lösungen. Wir zeigen immer positive Bilder.
Die Berge sind für viele Schweizerinnen und Schweizer die Wurzeln ihrer Kultur, fast alle haben eine Beziehung zu den Bergen. Man ist schon sehr emotional verbunden und wenn positive Emotionen im Spiel sind, wird es einfacher.

Welches war ihr persönliches Highlight 2012 und warum?

Wir erlebten 2012 eine Berg- und Talfahrt. Das erste Halbjahr war für uns schwierig, der Endspurt im Dezember war aber fulminant. Deshalb und wegen dem erfolgreichsten Herbstmailing aller Zeiten haben wir das Budget doch noch erreicht. Daran konnte auch „Jeder Rappen zählt“ nichts ändern…

Wie gehen Sie mit dem Druck um, der in der Branche herrscht?

Den Druck muss man aushalten, der gehört dazu. Druck lege ich mir auch selber auf, weil ich mit möglichst geringem Budget möglichst viel erreichen will. Das sind wir unseren Spendern schuldig.

Was sind ihre Erfahrungen mit SMS Spenden, QR-Code, Social Media?

Das gehen wir in aller Gelassenheit an. Als alter Marketing-Hase habe ich gelernt, nicht auf jeden Hype aufzuspringen und auch nicht jeden Trend mitzumachen. Natürlich gibt es Organisationen mit teilweise sehr jungen Zielgruppen für welche Social Media ein Must ist, weil sie Kampagnen machen. Allerdings staune ich dann schon, wenn ich höre, welcher Aufwand da betrieben wird.
Bei uns ist viel entscheidender, wie sich das Spendenverhalten der wichtigsten Zielgruppe, nämlich der Baby Boomer, gegenüber der jetzt noch bedeutenden Kriegs- und Spargeneration verändern wird. Dies ist aus unserer Sicht die relevante Frage. Eines wissen wir bereits: sie sind anspruchsvoller und sie sind kritisch.

Vielen Dank für das Interview!

Mehr dazu, wie die Schweizer Berghilfe Stiftungen als Förderer konkret auswählt und anspricht, lesen Sie im Blog von Nonprocons.

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