Spezialisten dringend gesucht ...

Fundraising-Spezialisten gesucht

Das Berufsbild des Fundraisers galt lange Zeit als exotisch. Das hat sich geändert. Ausbildungen und Weiterbildungsmöglichkeiten führen zu einer neuen Generation von Generalisten im Fundraising. Immer mehr sind aber Spezialisten gefragt sowie Menschen, die wirklich um Spenden bitten und sich von niedrigeren Gehältern in Non-Profit-Organisationen nicht abschrecken lassen.

Der Personalmarkt für Spezialisten im Fundraising und Dialogmarketing ist leer gefegt. Organisationen suchen teilweise Jahre nach geeigneten Bewerbern und behelfen sich zwischenzeitlich mit Dienstleistern, um die vakanten Stellen zu besetzen. „Wir sind eine große Spendenorganisation mit einer arbeitsteiligen Fundraisingabteilung und da sind Spezialisten gefragt“, erläutert Birgit Kern, Referatsleiterin Spenderkommunikation bei „Brot für die Welt“ und „Diakonie Katastrophenhilfe“, ihre Per­sonalauswahl.
Bewerben sich bei ihrer Organisation auf Stellen als Redakteur oder Grafiker 70 bis 80 Personen, sind es im Fundraising gerade einmal sieben bis acht. Und diese würden zwar „gern mit Menschen arbeiten und können gut texten“, aber die Erfahrung, mit Datenbanken umzugehen und ein Mailing in einer Auflage von 300.000 Stück in 14 Varianten zielgruppengerecht zu planen und zu steuern, fehlt leider komplett.

Datenbank-affine Spezialisten fehlen

Zwar sei der Markt immer noch von Quereinsteigern geprägt, doch die Möglichkeiten, solch datenbankaffine Spezialisten gegen die finanziellen Angebote aus Firmen zu gewinnen, sind begrenzt. „Es muss ja auch ins Gehaltsgefüge der Organisation passen“, gibt Birgit Kern zu bedenken. „Wir hoffen ja schon auf Quereinsteiger aus der Wirtschaft, die sich bewusst für einen Karriereknick entscheiden“, gibt sie etwas besorgt zu. Dabei bezahlt ihr Arbeitgeber nach dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst und richtet unbefristete Stellen ein. Mehr als so manch mittlere Organisation sich leisten kann. Dort herrscht das Prinzip der eierlegenden Wollmilchsau vor: Die Aufgaben erstrecken sich auf Marketing, PR sowie Fundraising und, wenn es ganz schlimm kommt, noch auf die Assistenz des Geschäftsführers.

Generalisten immer jünger

Die Fundraising Akademie bildet seit Jahren regelmäßig Fundraiser in einem zweijährigen Kurs berufsbegleitend aus. „Unsere Absolventen werden immer jünger, der Schnitt liegt heute bei knapp über 30 Jahren“, gibt Thomas Kreuzer, Geschäftsführer der Fundraising Akademie, an. Doch die Kollegen sind wählerisch. „Sobald eine Stelle mit dem Thema Spendenumsatz und Zielvorgaben verbunden ist, wird das Angebot spürbar geringer“, berichtet auch er. Kirchen hätten in den letzten Jahren massiv Stellen für Fundraiser ausgebaut. Diese würden jedoch stärker beratend und koordinierend für die Kirchgemeinden wirken und selbst eigentlich wenig Fundraising machen. Ein Job für Generalisten, wie sie auch die Akademie ausbildet. Zwar werden auch hier spezielle Kurse angeboten, wie der Advisor Philantrophy, der in Richtung Großspendenbetreuung geht, aber eine Ausbildung für Online-Fundraiser oder Datenbankmanager mit Dialogmarketing gibt es nicht.

Auf Risiko ausbilden

Eine Möglichkeit, aus dem Dilemma herauszukommen, ist Personal selbst auszubilden. „Für Berufseinsteiger ist das doch ein Traumjob. Wo hat man sonst so viele Möglichkeiten, etwas zu bewegen“, wirbt Birgit Kern für den Beruf des Direkt-Marketers. Kritisch sieht sie allerdings die Perspektive. Denn sind Berufseinsteiger am Anfang noch genügsam, so sind sie nach der Ausbildung ein Vielfaches von dem wert, was sie bei den ausbildenden Organisationen als Gehalt bekommen. Schwierig, sie dann noch zu halten. Da hilft auch ein attraktives Job-Umfeld, wie es sich „Brot für die Welt“ mit dem Umzug nach Berlin erhofft hatte, kaum. „Das hat sich nur teilweise erfüllt“, relativiert Birgit Kern, von den längeren Anfahrtswegen zu den Top-Spendern in Bayern, Baden-Württemberg und NRW ganz zu schweigen.

Attraktive Jobs

Ein richtig boomender Bereich ist das Fundraising an Hochschulen. Strategisches Fundraising, das sich in einer darauf ausgerichteten Personalplanung nie­der­schlägt, ist aber auch nicht die Regel. So herrscht denn ein reges Ex und Hopp. Entscheidend sei die Ein­bin­dung des Fundraisings. „Zwischen Hoch­schul­lei­tung und Fund­rai­sing muss ein enger, stetiger Proz­zess der Abstimmung be­ste­hen. Die erfolg­reichsten Fund­rai­ser in den USA sind auch Vice-Pre­si­dent Fund­rai­sing und nicht ein un­ter­geordneter Mit­ar­bei­ter aus einer Marketing- oder PR-Ab­tei­lung“, erläutert Cornelia Kli­ment, die das Pro­gramm „Lea­ders in Science“ beim Deutschen Hoch­schul­ver­band ver­ant­wor­tet und aktives Headhunting von Hoch­schul­fundraisern betreibt. Aktuell sind Stel­len an Hoch­schu­len deutlich höher dotiert als bei klas­si­schen Spendenorganisationen. Was Kli­ment mo­niert, ist die fehlende Ausbildung für Hoch­schul­fund­raiser. „Wir nehmen deshalb gerne Initiativ­be­wer­bun­gen entgegen und beraten auch Kollegen, die in diesen Bereich hineinwollen. Als Berater der Hochschulleitung bieten wir ein Verfahren, das sehr fair, datengeschützt, diskret und wertschätzend verläuft.“ Für angehende Fundraiser bieten sich also gute Möglichkeiten, wenn sie sich spezialisieren, offen für Aus- und Weiterbildung sowie aktuelle Trends im Dialogmarketing sind.

Text: Matthias Daberstiel, Foto: olly/fotolia.de

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