Headhunting in den USA

Fundraising-Spezialisten gesucht

Fast die Hälfte der Fundraiser in Europa (41,2 Prozent) sieht einen Mangel an Fundraising-Qualifikationen als die größte Hürde für eine Verbesserung ihrer Tätigkeit. Das ergab eine Umfrage der European Fundraising Association. Doch was tun, wenn in Europa die Fachkräfte fehlen? Wo Sie die besten Fundraiser finden und wie sie am besten rekrutiert werden.

Paul Marvell, Director of Professional Development and Membership am Institute of Fundraising in Großbritannien, bestätigt die Ergebnisse der European Fundraising Association: „Ganz allgemein gehalten gibt es einen Qualifikations-Engpass an erfahrenen Fundraisern, besonders im Bereich des Großspenden-Fundraisings. Es ist für Wohlfahrtsorganisationen immer sehr schwer, gute Leute für diese Posten zu rekrutieren. Es gibt einen ähnlichen Qualifikations-Mangel im Fördermittel- und Stiftungsfundraising, besonders auf höherem Niveau. Der dritte Bereich ist das Recruitment von leitenden Angestellten oder Fundraising-Managern. Es gibt nie genug Leute für diese Posten und der daraus resultierende Qualifikationsmangel kann auch die Vergütungen nach oben treiben.“

Wie es zu diesem Fachkräftemangel kommt?

„Einer der Gründe für den Mangel ist, dass nicht nur klassische gemeinnützige Organisationen nach erfahrenen Fundraisern suchen. Sie konkurrieren mit dem Denkmalschutz, mit Einrichtungen aus den Bereichen Kunst und Kultur, mit dem Gesundheitssektor und mit dem Bildungssektor“, berichtet Marvell.
Somit sollten gemeinnützige Organisationen auch außerhalb ihres eigenen Marktes nach Talenten suchen: „Beispielsweise bei der privaten Vermögensverwaltung, bei Luxusgütern und im Vertrieb hochwertiger Immobilien.“

Blick über den großen Teich

Laut Alden Briscoe, Großspendenfundraiser und Headhunter in den USA, kann es sich durchaus lohnen einen Blick über den großen Teich zu werfen: „Wenn Sie gute Football-Spieler suchen, gehen Sie in ein Land in dem jeder Football spielt. Wenn Sie nach guten Fundraisern suchen, gehen Sie in ein Land wo viele Leute Fundraising betreiben.“ Die beste Anlaufstelle, um Spezialisten in den USA zu finden, sind ihm zufolge die US-amerikanischen Universitäten: Fundraising-Abteilungen mit mehreren Dutzend Mitarbeitern und mit Experten der verschiedensten Fachrichtungen bieten einen guten Pool, sagt Briscoe: „In einer solchen Abteilung gibt es auch eine große Zahl an Spezialisten wie Forscher und Rechercheure oder Großspenden-Fundraiser.“ Eine zweite Gruppe von Organisationen, die interessant für die Rekrutierung von Fachleuten sein könnte, sind die Krankenhäuser, und eine dritte Gruppe sind die großen kulturellen Einrichtungen, wie Opern oder Museen, erklärt der Headhunter. Sein Tipp für den Rekrutierungs-Prozess: „Suchen Sie nach Expatriates. Der Vorteil dieser Methode ist, dass diese Leute die Kultur Ihres Landes bereits kennengelernt haben, bevor sie das Fundraising in der US-Kultur erlernt haben.“ Der entscheidende Schritt bestehe dann nur noch darin, den gewünschten Mitarbeiter davon zu überzeugen, dass ein Wechsel auch Chancen und Vorteile bietet.
Welche Vorteile besonders beliebt sind, zeigt eine international angelegte Umfrage von Daryl Upsall Consulting: 50 Prozent der befragten Fundraiser haben ihre derzeitige Position gewählt, um mehr Verantwortung zu haben. 42 Prozent haben sie gewählt, um einer sinnvolleren Arbeit als zuvor nachzugehen. Nahezu untergeordnet sind in der Retrospektive das Gehalt (22 Prozent) und die viel beschworene Work-Life-Balance (16 Prozent).

Fundraiser sind Überzeugungstäter

Ein anderes Bild zeigt sich allerdings, wenn gefragt wird, warum Fundraiser darüber nachdenken ihre Stelle aufzugeben: Auch für die Zukunft überlegen sich viele einen Wechsel, weil sie mehr Verantwortung und Kompetenzen suchen. Immerhin 45 Prozent denken aber auch des­halb über einen Wechsel nach, weil sie mehr Gehalt wollen. 40 Prozent wollen eine interessantere und forderndere Arbeit, und 30 Prozent sind von ihrer derzeitigen Arbeitsumgebung schlicht frustriert.
Die Umfrage zeigt auch, wie der Kontakt zu Mitarbeitern am häufigsten hergestellt wurde: 10 Prozent der Teilnehmer haben über einen beruflichen Kontakt zu ihrer aktuellen Stelle gefunden, 12 Prozent sind durch einen Aufstieg innerhalb ihrer Organisation zu ihrer momentanen Stelle gekommen und immerhin 20 Prozent der Befragten wurden vom Direktor, dem Geschäftsführer oder einem anderen Mitarbeiter ihrer Organisation persönlich angesprochen.

Wie teuer ist Zufriedenheit?

Welche Verbesserungen könnten also angeboten werden, wenn Fundraiser aus fremden Sektoren oder Ländern abgeworben werden? Die begehrtesten Verbesserungen der Arbeitssituation – und das könnte spannend sein – bergen häufig keine zusätzlichen Kosten für Arbeitgeber: Flexible Arbeitszeiten und Freistellungen zur Weiterbildung stehen laut der Umfrage am höchsten im Kurs. Renten- und Gesundheitsvorsorge gehören zu den gebräuchlichsten Vorteilen im internationalen Feld: 50 Prozent der Umfrage-Teilnehmer haben derartige Vorteile an ihrer Stelle. Immerhin 11 bis 14 Prozent würden sich darüber freuen. Darüber hinaus – das zeigen laut Upsall alle Studien und Recherchen aus dem Sektor – gibt es einen einzigen aufrichtigen Lohn, den alle Fundraiser brauchen: „Die Anerkennung ihrer Mitarbeiter und ihrer direkten Vorgesetzten“, sagt Upsall: „Es ist lustig, dass eine Profession, deren wichtigstes Wort „Danke!“ lautet, das selbe Wort nicht untereinander benutzt.“

Text: Paul Stadelhofer, Foto: Oliver Le Moal/fotolia.de

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