Wörtlichnehmer Fabian F. Fröhlich hat zu viel Arbeit

Geht’s nicht auch ohne Arbeit? Gerade als ich das schreibe, kommt die Chefin rein und guckt komisch. Dabei wird das jetzt kein Plädoyer für das bedingungslose Grundeinkommen. Obwohl ich diese Idee gut finde. Mir geht es um etwas Anderes.

Ich finde, Arbeit nimmt überhand. Überall, wo’s wichtig klingen soll, wird die eigentliche Arbeit durch das Wort „Arbeit“ zusätzlich gepusht. Die Lehrerin meines Neffen heißt Grundschulpädagogin und sie unterrichtet nicht, sie leistet Bildungs- und Erziehungsarbeit am Kind. Das ist, so wie ich die Jungs kenne, bestimmt die reinste Sisyphusarbeit!

Aber nicht nur an den Kurzen wird rumgewerkelt, lebenslanges Schaffen ist angesagt. Da braucht es beispielsweise auch gewerkschaftliche Bildungsarbeit. Diese wird als Teil der Organisationsarbeit verstanden, ist auf einem DGB-Flyer zu lesen. Sprich: Man trifft sich nach ausführlicher Planungsarbeit zu einer Tagung und hört sich im Rahmen der Erprobungsarbeit Vorträge über Qualitätsarbeit an. Sicher muss auch viel Motivationsarbeit geleistet werde, dass da keiner einpennt oder nebenbei via Smartphone Netzwerkarbeit betreibt.

Bundespräsident Gauck kündigte unlängst bei seinem Besuch in Griechenland die Schaffung eines Zukunftsfonds an, mit dem Erinnerungsarbeit gefördert werden soll. Ich hab das mal gegoogelt: „Erinnerungsarbeit ist eine Methode der Biografiearbeit, die am besten anhand der Biografie von Menschen mit Demenz durchgeführt wird“, las ich auf einer Altenpflegeseite. Das konnte Gauck unmöglich gemeint haben!

Meine Schwester beschwert sich, dass die ganze Familienarbeit an ihr hängenbleibt, weil ihr Mann nach Feierabend noch auf der Baustelle eines Freundes schwarzarbeitet. Sie meint Hausarbeit, Gartenarbeit und Kinderbetreuungs­arbeit. Dabei erhebt sich doch der Mensch erst durch Arbeit über das Tier – so haben wir das zumindest früher in der Schule gelernt. Im englischen gibt es da die Begriffe Labour und Work, die machen den Unterschied klar, finde ich: Labour ist Maloche – und das, was meine Schwester macht, ist Work. Trotzdem nervt sie rum, weil sie ihr Wirken unproduktiv findet. Ein Dilemma, das nur durch regelmäßige Beziehungsarbeit gelöst werden kann.

Am 1. Mai ist wieder Tag der Arbeit. Durch fleißige Aufklärungs- und Er­mitt­lungsarbeit fand ich heraus, dass in meinem Verein, wo ich ehrenamtlich die Öffent­lich­keitsarbeit übernommen habe, zu diesem Stichtag ein Führungswechsel ansteht. Ich habe kurz mit dem Gedanken gespielt, zu kandidieren. Lobbyarbeit, Ver­bands­arbeit, Planungsarbeit und Überzeugungsarbeit sind mir ja vertraut – aber die Führungsarbeit macht doch zu viel Mühe. „Wer Arbeit kennt und sich nicht drückt, der ist verrückt!“, sagt unser Hausmeister. Und was sagt die Chefin jetzt zu dieser Glosse? – „Gute Arbeit!“

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