Nachwuchs-Personaler Fabian F. Fröhlich kann sich in Menschen einfühlen

Jeder, der mit Menschen arbeitet, weiß: Es ist nicht immer leicht. Diese Spezies ist – im Gegensatz zu, sagen wir mal, Bohrmaschinen – kompliziert. Meine Schwiegermutter ist Immobilienmaklerin und spricht von ihren Patienten, wenn sie nervige Kunden meint. Ich werde diese liebenswürdige Eigenart über­nehmen.

Vorhin erst rief wieder eine Patientin an. Sie arbeitet für die PR-Agentur soundso und möchte nur schnell unsere Redaktionsdaten mit ihrem Adressbestand abgleichen. Mit Redaktionsdaten meint sie die Post- und Mailadresse. Über solche Anrufe freue ich mich immer ganz besonders, weil sie ungefähr zehn Mal täglich stattfinden und überhaupt nicht beim Arbeiten stören. Man könnte die Angaben auf unserer Website finden, wenn man sich die kleine Mühe machen würde. Okay, wird jetzt der eine oder andere sagen, so ein persönlicher Anruf von PR-Firma zu Redaktion ist doch auch eine Chance, das Thema zu platzieren. Hätte, wäre, würde … die Datenabgleichanruferinnen dürfen einzig nur ihre vorgegebenen Tabellen abtelefonieren, die wissen gar nichts von Themen und Inhalten. So was müssen doch nicht Menschen arbeiten, das könnten doch Computer! Dafür sollte Apple mal ein Tool erfinden – das wäre dann wieder innovativ. Und eine App zum Blockieren gleich dazu.

Blockieren ist ein gutes Stichwort. Im Sommer herrscht bei uns Medien ja „Saure-Gurken-Zeit“. Weil nichts los ist, worüber man schreiben könnte, schreiben alle über irgendwas und schlimmerweise auch irgendwie. Der Zeitungsleser ist dann Auge in Auge mit dem Schwachsinn konfrontiert. Wenn ich zum Beispiel lese: „Es gibt Regionen auf der Erde, in denen der Mangel an Nahrung und Trinkwasser sowie fehlende Gesundheitsvorsorge die Lebensgeschichte der Menschen negativ beeinflusst.“ Da brauchst du keine Ice Bucket Challenge, damit es dir kalt den Rücken runterläuft! „Negativ beeinflusst“ ist das neue „Verhungern, Verdursten, erschossen werden oder an Ebola krepieren“. Die Psyche des Lesers könnte ja sonst zu Schaden kommen! Und das ist zwischenmenschlich gar nicht schön.

Generell nehmen Menschen viel mehr Rücksicht auf Smartphones, Computer und Co. als auf ihre Artgenossen. Meine Feldforschung bei uns im Verlag belegt diese These hundertprozentig. Der Kollege im Marketing hat an seiner Tür so ein Schild aus dem Hotel: „Bitte Zimmer aufräumen!“. Das kann da baumeln bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag. Keiner wird ihm die Bude in Ordnung bringen, obwohl es dringend nötig wäre. Und wenn er es rumdreht auf „Bitte nicht stören!“, verstehen die meisten das als Einladung: Nur mal kurz, sorry, ist wirklich wichtig, ich brauch mal ganz schnell … Unsere IT-ler sind da cleverer. Sie haben an der Tür ein Schild mit der Aufschrift „CPU überlastet – bitte erst abkühlen lassen!“. Da traut sich keiner rein. Die Chefin hat das aufgegriffen und an meine Bürotür „System laggt“ drangeklebt. Auch eine Form der Mitarbeitermotivation!

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