Aushilfsphilosoph Fabian F. Fröhlich wirbt um Vertrauen

Rings um mich schwindet das Vertrauen. Dabei ist es doch so einfach, Vertrauen zu haben. Man sollte einfach weniger darüber nachdenken. Es wird schon gut gehen. Geht es aber nicht.

Der gelbe Engel macht auf Ikarus, die USA stehen bald mit Schurkenstaaten auf derselben Liste, und Organspende ist sowieso erledigt. Zumindest wenn man Nachrichten schaut. Bad News are good News. Darf man noch vertrauen?

Der chinesische Philosoph Han Fei machte schon 250 vor Christus klar, dass man immer mit Misstrauen planen müsse, denn hinter jeder freundschaftlichen Geste könnte eine Strategie zur Vernichtung stecken. Nun, das Konzept hat sich bis heute erhalten, wenn auch in leicht abgewandelter Form. Heute geht’s mehr darum, das Konto zu plündern. Das desillusioniert mich. Warum darf ich es jetzt nicht mehr nett finden, wenn mir mein vietnamesischer Gemüsehändler eine Banane einfach so in den Beutel steckt oder meine Lieb­lings­spenden­organisation die schönen Aufkleber mit Adresse kostenfrei zu­sendet? Warum habe ich gleich meine „Schutzzone entblößt, mich verletzlich und angreifbar gemacht“, wie es ein Philosoph letztens postete – nur weil ich langjähriges Mitglied im Automobilclub bin?

Ich will wieder das kindliche Urvertrauen. Zum Beispiel, dass alles, was weggeht, auch wiederkommt. Bei Mutti hat das super funktioniert. Bei Mode geht’s ja auch. Gut, bei Dekolleté-Brüderle wohl nicht. Der ist endgültig weg. #aufschrei
Früher haben wir noch Witze über die STASI gemacht. Woran erkennt man, dass man abgehört wird? Man hat einen Schrank mehr im Zimmer und ein Kraftwerk vorm Haus. Heute hat man das Ding einfach in der Tasche und auch noch selbst bezahlt. Clever sind sie, die Vertrauenskiller.

Plötzlich entdecke ich überall Vertrauenskrisen. In Kirchen werden Spenden­boxen fest verschraubt oder mein Bankberater will zwar mein Geld, kettet aber seinen Kugelschreiber an. Schlimm ist das. Natürlich meint es der Bügel­eisenhersteller nur gut, wenn er auf seinem Produkt einen Aufkleber mit dem Hinweis „Nicht am Körper bügeln“ anbringt. Meine „Love-Mark“ wird er damit nicht.

Nein! Vertrauen macht das Leben leichter. Wer zuviel denkt, macht sich unglücklich. Da halte ich es lieber mit dem schwungvollen Twitter-User, der zum Thema ADAC meinte: „Vertrauen ist doch egal – Hauptsache die machen weiter gute Musik.“

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